brüste >>zur psychosomatik des zeitgeistes<<

Angelina-Jolie

In der modernern Medien- und Modezivilisation herrscht ein atmosphärisches Gemisch aus Kosmetik, Pornografie, Konsumismus, Illusion, Sucht und Prostitution, für das die Enthüllung und Abbildung von Brüsten typisch ist. In der Warenwelt scheint nichts mehr ohne sie zu gehen. Jeder spekuliert zynisch auf die Suchtreflexe der anderen. Bei allem, was nach Leben aussehen und Wünsche wecken soll, sind sie dabei, als Universalornament des Kapitalismus. Alles, was tot, überflüssig, entfremdet ist, macht mit lachenden Formen auf sich aufmerksam. Sexismus? Wenn es so einfach wäre. Reklame und Pornographie sind Sonderfälle des modernen Zynismus, der weiß, daß die Macht den Weg über die Wunschbilder gehen muß und daß man die Träume und Süchte der andern zugleich reizen und frustrieren kann, um die eigenen Interessen durchzusetzen. Politik ist nicht nur die Kunst des Möglichen, wie man gesagt hat, sondern genauso die Kunst der Verführung. Sie ist die Schokoladenseite der Macht, die davon ausgeht, daß erstens Ordnung sein muß und zweitens die Welt betrogen werden will.
Diese modernen Geschäftsbrüste existieren, philosophisch gesprochen, nur an sich, als Dinge, nicht für sich, als bewußte Körper. Sie bedeuten bloß eine Macht, eine Attraktion. Aber was wären Brüste für sich selbst, unabhängig von ihrer zynischen Entblößung auf dem Warenmarkt? Wie verhalten sie sich zu der Macht und Energie, die von ihnen ausgeht? Viele möchten mit diesem Spiel von Macht, Anziehung und Begehren am liebsten gar nichts mehr zu tun haben. Andere verkörpern bewußt und frivol ihren Appel an das andere Geschlecht. Ewas von ihrem Machtbewußtsein steckt noch in dem abgedroschenen Sprichwort von den >>Waffen einer Frau<<. Manche sind auch unglücklich, weil sie nicht aussehen wie die Idealbrüste der Reklame. Nackte fühlen sie sich nicht allzu wohl, wenn sie die herrschende Ästhetik nicht auf ihrer Seite haben. Manche jedoch haben die Süße von reifen Birnen, die so schwer und freundlich zu sich selber geworden sind, daß sie bei guter Gelegenheit von Baum fallen in eine Hand, von der sie sich erkannt fühlen.

Aus dem Buch >>Kritik der zynischen Vernunft<< in zwei Bänden von Peter Sloterdijk, 1983, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main

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Salò - Die 120 Tage von Sodom

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leitartikel / éditorial

>>selbstkritik / autocritique<< Knochen und steine im körper, im gehirn? Das knöcherne überkommener vorstellungen, jener vorstellungen, die nur mir gehören und dennoch übernommen sind und wie ein klischee funktionieren. Die verknöcherte, vergefertigte vorstellungen, die selbst dann, wenn ich ihr autor bin und als einziger an sie glaube, wie ein gemeinplatz wirkt und in der folge die kraft, die bewegung, die freiheit meines denkens blockiert. Es gibt gemeinplätze, die keinen autor haben. Es gibt aber auch solche, deren autor und ursprung ich selbst bin. Auf jene letzteren reagiert attaque verbal wie sartre allergisch; den ganz persönlichen klischees, den privaten gemeinplätzen hat er den gnadenlosen kampf angesagt. Gegen sich selbst andenken. Leichthin geäußerten worten und haltungen neues gewicht geben. Die vorgezeichneten wege durchkreuzen. Eingeschliffene verkettungen aufsprengen. Dynamit an die eigenen gedanken legen, sie aus gewohnten bahnen schleudern. Die reflexion gegen die eigenen neigungen bis zu einem sochen punkt vorantreiben, daß schließlich, wie es in den wörtern heißt, "ein gedanke um so einleuchtender" erscheint, "je mehr er" dem mißfällt, der ihn nährt. Kurz: die wahrheit suchen und dabei, wie nietzsche empfahl, darauf bedacht sein, gegen die eigenen neigungen partei ergreifen. Wozu soll denken gut sein, wenn nicht dafür, das zu denken, wofür ich nicht im mindestens prädestiniert bin? Darauf konzentriert sich die ganze anstrengung des sartreschen und des attaque verbal'schen denkens. Das wird von uns, seinen lesern heute und morgen, verlangt. Wie werden wir ins 21. jahrhundert eintreten - mit oder ohne klischees? >>Siehe lévy, bernard-henri, was ist ein ungeheuer? (biographische krümmel) und vgl. réne schérer, regards sur deleuze sowie jean-paul sartre, die wörter<<

sehenswerte filme / méritant d'être vu filme

SALÓ - Die 120 Tage von Sodom ist ein Spielfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1975. Der Film basiert auf dem Buch Die 120 Tage von Sodom des Marquis de Sade.



AVIDA - Ein Taubstummer und zwei Drogenabhängige versuchen, den Hund einer reichen, schwer übergewichtigen Frau zu entführen. Dies misslingt. Die Frau erreicht, dass die Entführer ihr vor ihrem Tod einen letzten Wunsch erfüllen. Den Regisseuren gelingt eine skurrile bildgewaltige Fabel, eine schrille Art von Film Noir.



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