Freitag, 28. September 2007

wahnsinn / folie

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Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel.
[Friedrich Nietzsche, Jenseits 156]

Ich aber habe den Irrsinn bei mir schon festgestellt. Irrsinn, so wie Verrücktheit – im Geiste verrückt. Die Abweichung von der Verhaltensnorm. Da frage ich mich, wer hat diese Norm aufgestellt?
Ist eine Psychose oder Neurose wie die Wissenschaft die Verrücktheit im Sinne von „im Geiste verschoben sein“ beschreibt dasselbe wie der Irrsinn den ich bei mir festgestellt habe?
Bin ich vielleicht wahnsinnig und nicht irrsinnig? Also rein kulturell gesehen oder doch medizinisch gesehen geistig behindert?
Im Alltag nennt man einen unlogischen Sachverhalt oder eine einmalige von der Normalität abweichende, nicht nachvollziehbare Handlung auch Unsinn. Unsinnig? Bin ich vielleicht unsinnig?
Doch was macht die Welt da draußen, die diese Normalität festgelegt hat?

Ich gehe durch die Irrenhaus-Welt ganzer Jahrtausende <> mit einer düsteren Vorsicht hindurch - ich hüte mich, die Menschheit für ihre Geisteskrankheiten verantwortlich zu machen. Aber mein Gefühl schlägt um, bricht heraus, sobald ich in die neuere Zeit, in unsere Zeit eintrete. Unsere Zeit ist wissend ... Was ehemals bloß krank war, heute ward es unanständig.
[Friedrich Nietzsche, Antichrist 38, KSA 6,210]

Ich bin oder werde Wahnsinnig… Ich sage ich werde wahnsinnig – ich sage es. Ich!
Mein Wahnsinn und meine Verrücktheit, mein bestimmtes Verhaltens- oder Denkmuster, entspricht nicht der akzeptierten sozialen Norm. Die gesellschaftlichen Konventionen wollen bestimmen, was jeweils genau als „Wahnsinn“ verstanden wird: Der Begriff Wahnsinn konnte und wird dabei für bloße Abweichungen von den Konventionen (vgl. lat. delirare aus de lira ire, ursprünglich landwirtschaftlich „von der geraden Furche abweichen, aus der Spur geraten“), für geistige Störungen, bei denen ein Mensch bei vergleichsweise normaler Verstandesfunktion an krankhaften Einbildungen litt oder leidet verwendet.
Was ist mit völlig bizarren und (selbst-) zerstörerischen Handlungen? Was ist mit Krankheitssymptomen, wie etwa jene der Epilepsie oder eines Schädel-Hirn-Traumas? Auch das wurde zeitweilig als Wahnsinn bezeichnet.

Während es uns heute noch immer wieder nahegelegt wird, dass dem Genie, anstatt eines Kornes Salz, ein Korn Wahnwurz beigegeben ist, lag allen früheren Menschen der Gedanke viel näher, dass überall, wo es Wahnsinn gibt, es auch ein Korn Genie und Weisheit gäbe - etwas "Göttliches", wie man sich zuflüsterte. <> Gehen wir noch einen Schritt weiter: Allen jenen überlegenen Menschen, welche es unwiderstehlich dahin zog, das Joch irgendeiner Sittlichkeit zu brechen und neue Gesetze zu geben, blieb, wenn sie nicht wirklich wahnsinnig waren, nichts übrig, als sich wahnsinnig zu machen oder zu stellen
[Friedrich Nietzsche, Morgenröte 14]

die gedanken / les pensées

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Etwa 60 000 Gedanken denkt ein Mensch im Durchschnitt täglich.
  • 3% aufbauende, hilfreiche Gedanken, die einem selbst oder anderen nützen.
  • 25% destruktive Gedanken, die einem selbst oder anderen schaden.
  • 2% flüchtige, unbedeutende Gedanken, die nur vergeudete Zeit und Energie sind.

  • Betrachtet man die Aussage von Theodor W. Adorno in seiner Minima Moralia, dass kein Gedanke immun gegen seine Kommunikation ist; und es genügt bereits, ihn an falscher Stelle und in falschem Einverständnis zu sagen, um seine Wahrheit zu unterhöhlen, dann stellt sich die Frage: Sind die Gedanken wirklich frei?

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    leitartikel / éditorial

    >>selbstkritik / autocritique<< Knochen und steine im körper, im gehirn? Das knöcherne überkommener vorstellungen, jener vorstellungen, die nur mir gehören und dennoch übernommen sind und wie ein klischee funktionieren. Die verknöcherte, vergefertigte vorstellungen, die selbst dann, wenn ich ihr autor bin und als einziger an sie glaube, wie ein gemeinplatz wirkt und in der folge die kraft, die bewegung, die freiheit meines denkens blockiert. Es gibt gemeinplätze, die keinen autor haben. Es gibt aber auch solche, deren autor und ursprung ich selbst bin. Auf jene letzteren reagiert attaque verbal wie sartre allergisch; den ganz persönlichen klischees, den privaten gemeinplätzen hat er den gnadenlosen kampf angesagt. Gegen sich selbst andenken. Leichthin geäußerten worten und haltungen neues gewicht geben. Die vorgezeichneten wege durchkreuzen. Eingeschliffene verkettungen aufsprengen. Dynamit an die eigenen gedanken legen, sie aus gewohnten bahnen schleudern. Die reflexion gegen die eigenen neigungen bis zu einem sochen punkt vorantreiben, daß schließlich, wie es in den wörtern heißt, "ein gedanke um so einleuchtender" erscheint, "je mehr er" dem mißfällt, der ihn nährt. Kurz: die wahrheit suchen und dabei, wie nietzsche empfahl, darauf bedacht sein, gegen die eigenen neigungen partei ergreifen. Wozu soll denken gut sein, wenn nicht dafür, das zu denken, wofür ich nicht im mindestens prädestiniert bin? Darauf konzentriert sich die ganze anstrengung des sartreschen und des attaque verbal'schen denkens. Das wird von uns, seinen lesern heute und morgen, verlangt. Wie werden wir ins 21. jahrhundert eintreten - mit oder ohne klischees? >>Siehe lévy, bernard-henri, was ist ein ungeheuer? (biographische krümmel) und vgl. réne schérer, regards sur deleuze sowie jean-paul sartre, die wörter<<

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    SALÓ - Die 120 Tage von Sodom ist ein Spielfilm des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1975. Der Film basiert auf dem Buch Die 120 Tage von Sodom des Marquis de Sade.



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