die sieben todsünden
...katechismus | völlerei | wollust | habsucht | zorn | neid | trägheit | hochmut
Die katholische kirche unterscheidet zwischen lässlichen sünden und schweren sünden. Unter lässlichen sünden versteht man sünden, die aufgrund klarer einsicht, entschuldbarer sachzwänge oder mangels sachlicher gewichtigkeit nicht zum verlust der heilig machenden gnade führt. Als schwere sünden hingegen gelten freiwillige, vorsätzliche und schwerwiegende übertretungen der göttlichen gebote, die einer abkehr von gott gleichkommen. Ihr folgen sind ausschluss von der göttlichen gnade und ewige verdammnis. Aufgrund dieser unbekömmlichen aussichten werden letztere auch todsünden genannt.
Eine todsünde ist also eine aus der praxis der frühen kirche hervorgegangene klassifizierung mit der man sündige handlungen und sündiges verhalten bezeichnet, die ewige verdammnis nach sich ziehen und zu deren vergebung übliche busspraktiken versagen.
entstehung
Die todsünden gehen auf evagrius ponticus zurück, einen mönch des 4. jahrhunderts n. chr. Er hatte auf kirchliche ehren verzichtet und sich in die einsamkeit der wüste zurückgezogen. Dort beschrieb er die "acht gedanken oder dämonen", die einen mönch heimsuchen können: gula, luxuria, avaritia, ira, tristitia, acedia, gloria und superbia. Zu deutsch: völlerei, unkeuschheit, habsucht, zorn, trübsinn, faulheit, ruhmsucht und stolz.
Nach seinem tod wurde die lehre von der offiziellen kirche verfemt, aber schon im späten 6. jahrhundert nahm papst gregor die vorstellung der "acht dämonen" auf, reduzierte sie auf die mystische zahl sieben, indem er "ruhmsucht" und "stolz" zu "hochmut" sowie "traurigkeit" und "faulheit" zu "trägheit" zusammenfasste und den "neid" hinzufügte. Die so entstandene reihe der todsünden machte er nun auch für gewöhnliche gläubige zu einer art kanon.
entwicklung
Die faszination für die 7 todsünden und die furcht vor den daraus folgenden strafen hat im verlauf der darauf folgenden jahrhunderte nicht nachgelassen. Der berühmte Maler hieronymus bosch malte sie 1480 auf einen tisch.
Dante alighieri verfasste im 16. jahrhundert sein lebenswerk "l' inferno", in welchem er auf eingehende art und weise die strafen beschrieb, die man nach begehen einer todsünde in der hölle zu erwarten hat. So müssen beispielsweise die völler ratten, kröten und schlangen essen, die wollüstigen in feuer und schwefel schmoren und die habsüchtigen ihr nachleben in töpfe mit kochendem wasser fristen.
gegenwart
In der neuzeit näherte sich die katholische theologie allmählich dem protestantischen verständnis an, in dem weitgehend auf eine unterscheidung von schweren und leichten sünden zugunsten der betonung einer allgemeinen sündigkeit des menschen verzichtet wird. Zudem wurden die 7 sündenbegriffe, als kategoriesystem für asoziales verhalten weitgehend von neuen, wissenschaftlichen begriffen als überholt erklärt oder gar verdrängt. Wo heute im religiösen kontext noch von todsünden gesprochen wird, wird dies in der regel im sinne eines verfehlten lebens im ganzen (nicht einzelner fehlentscheidungen) interpretiert.
Und dennoch tauchen die 7 sünden immer wieder in büchern, filmen oder sogar der werbung auf: lifestyle-magazin veröffentlichen specials zu den 7 lastern des abendlands, david fincher schickt 1995 in seinem film "seven" einen mörder durch eine stadt und lässt ihn seine mordserie nach den sieben todsünden ausrichten und der glacenhersteller "langnese eiscreme" macht werbung mit den mittelalterlichen todsünden.
Siehe dazu: 1und2
Hier sehen sie die sieben todsünden künstlerisch dargestellt von
goisa kiewisz und lidia tirri mit text von 7todsuenden.ch erweitert mit anmerkungen von paul pinkel.
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attaque verbal - 19. Oktober, 21:21